Das Internationale Festival für Dokumentar- und Animationsfilm DOK Leipzig setzt wegen der Corona-Pandemie auf einen hybriden Ansatz. Die erste Ausgabe unter dem neuen Leiter Christoph Terhechte präsentiert Programm im Kino und ein breites Online-Angebot.
„Unser Motto in diesem Jahr lautet: ‚Schau DOK wo du willst’“, betont Festival-Chef Christoph Terhechte im Rahmen der digitalen Eröffnung des DOK Leipzig am 26. Oktober 2020. „Das heißt, wer in Leipzig ist und ins Kino gehen möchte, hat die Chance das gesamte Programm in unseren Partnerkinos vor Ort zu sehen.“ Nur auf die körperliche Präsenz der Filmemacher*innen müsse coronabedingt in der 63. Ausgabe der Traditionsveranstaltung verzichtet werden.
„Wer nicht in der Nähe wohnt oder sich im Moment nicht ins Kino traut, kann das Programm zuhause im Wohnzimmer oder vor dem eigenen Bildschirm online sehen“, so Terhechte weiter im Gespräch mit Moderator und Filmkritiker Knut Elstermann.
Weltpremieren im Kino und im Stream
So laufen beispielsweise die Premieren des Internationalen Wettbewerbs (Langformat) von Montag bis Samstag parallel im CineStar4 Leipzig und im Livestream. Los geht’s jeweils um 17 und um 20 Uhr mit anschließender Live Q&A. In anderen Kategorien folgt die digitale Veröffentlichung erst einen Tag nach der Kino-Vorstellung. Die Dokus und Dokumentarfilme bleiben so oder so aber zwei Wochen lang online. Digitale Einzeltickets gibt es für fünf Euro; ein virtueller Festivalpass für den Zugang zu fast 150 Filmen kostet 50 Euro.
Neu: „Der Goldene Schnitt“ und „Director’s Short Cuts“
Neben diesem hybriden Ansatz gibt es noch einige weitere Neuerungen beim DOK Leipzig. So vergibt beispielsweise eine regionale (Laien-)Jury, die stellvertretend für das kinobegeisterte Publikum steht, erstmals Publikumspreise. Jeweils 20 Dokumentar- und Animationsfilme aus 12 Ländern sind in den Wettbewerben „Der Goldene Schnitt“ zu sehen. Ebenfalls neu sind die „Director’s Short Cuts“. In den mehr als 40 Kurz-Videos, die auf Vimeo zu sehen sind, stellen sich Regisseure und Regisseurinnen mit ihren Projekten in „kleinen Kunstwerken“ (Knut Elstermann) vor, darunter Rocco di Mento mit seinem Film „The Blunder of Love“.
Vernetzung im Blick: DOK Leipzig und DOK Industry
„Wir haben irre viel dazugelernt in diesem Jahr“, erklärt Terhechte mit Blick auf die Herausforderungen, die sich durch die hybride Ausgabe des DOK Leipzig Festivals ergeben haben. „Auch in den kommenden Jahren werden wir digitale Angebote machen. Priorität bleibt aber das Kino und die Tatsache, dass Gäste nach Leipzig kommen.“ Zwei der wichtigsten Ziele seien schließlich die Vernetzung innerhalb der Branche, die DOK Industry unter der Leitung von Brigid O’Shea maßgeblich fördert, sowie der direkte Austausch mit dem Publikum.
Erster Preis vergeben: herausragende Leistung einer Regisseurin
„Mit großer Sorge beobachte ich, wie derzeit Verschwörungstheorien, Fake News oder andere Falschmeldungen um sich greifen, und Menschen nicht nur verunsichern, sondern sogar in Gefahr bringen“, erklärt Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, in ihrem Grußwort bei der Eröffnung von DOK Leipzig. „Insbesondere das Genre Dokumentarfilm kann solchen Tendenzen kraftvoll und äußerst wirksam entgegentreten.“
Zur Unterstützung von Regisseurinnen vergibt das Ministerium den mit 5.000 Euro dotierten Preis herausragendes Dokumentarfilm-Projekt, 2020 an die taiwanesische Regisseurin Fan Wu (links im Bild) für ihr Projekt „XiXi“. Diese meldet sich mit ihrer Produzentin ebenfalls im Rahmen des Openings beim DOK Leipzig zu Wort.