Autor: Thomas Schneider

„Ich liebe Print, ich liebe Online, ich liebe es, das Beste zwischen beiden Welten zu vereinen“, sagte Thomas Schneider über seine Arbeit. Ab 2009 war er für das HDF im Bereich Redaktion sowie PR/Marketing tätig. 2019 verstarb Schneider überraschend und viel zu früh.
Person hält zwei schwarz/weiß Fotos eines Mannes

Kino-Tipp: Die Geheimnisse des schönen Leo

In einer Zeit, in der man jungen Menschen erklären muss, dass die deutsche Politik einst viele Jahre in einem Rentnerstädtchen am Rhein gestaltet wurde, darf niemand erwarten, dass sich ausgerechnet die Skandale jener Bonner Republik noch in der Erinnerung gehalten haben. So steht es wohl auch um die Figur des CSU-Mannes Leo Wagner. Filmemacher Benedikt Schwarzer hat allerdings noch einen ganz privaten Grund dafür,  »Die Geheimnisse des schönen Leo« in einem Dokumentarfilm ans LIcht zu zerren. Schwarzer ist der Enkel von Wagner – und das hat Folgen für den Film, der mal Historie, mal Spionagethriller und auch Familiendrama ist.

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Szene aus »Wo Träume wahr werden - 100 Jahre Bavaria Film« © BR/Katarina Schicking

»Wo Träume wahr werden – 100 Jahre Bavaria Film«

100 Jahre (fast) ohne Pleiten, Pech und Pannen: An einer Stelle wird die Bavaria die »europäische Filiale von Hollywood« genannt und das hört man in München, wo es die Bavaria-Filmstudios unter verschiedenen Dachgesellschaften nun zum hundertsten Geburtstag geschafft haben, natürlich gerne. In der auf Tempo geschnittenen Dokumentation »Wo Träume wahr werden – 100 Jahre Bavaria Film« (bis 7. Februar 2019 in der BR-Mediathek) geht es im Sauseschritt durch deutsche/bayerische Filmgeschichte. Die findet fast Flop-frei statt. Nur wenn es um »den Film« geht, gelangt da ein bisschen Essig in den Geburtstagssekt.

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Szene aus »Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto« © Kathadin Prod. / NDR, Arte

TV-Tipp 22.1.: Das Archiv, das die Vernichtung des Ghettos überlebte

»Wer wird bleiben, wenn wir alle weglaufen«, fragte der junge Historiker Emanuel Ringelblum im Jahre 1940 eine Frau, die vor hatte, aus Warschau zu fliehen. Rachel Auerbach blieb. Und etwa 60 Mitstreiter taten es ihr gleich, wohl wissend, dass im Ghetto Hunger, Demütigung und der Tod auf sie warteten. Sie hinterließen ein bis nach Kriegsende vergrabenes Untergrundarchiv aus Tagebüchern, Fotos, Gedichten, Zeichnungen und NS-Schreiben. Im Dokumentarfilm von Roberta Grossmann wird »Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto« (im Ersten am 22. Januar 2019) zu einem Zeugnis, das Hass und Terror überdauert hat.

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Szene aus »Eva Braun - Braut des Bösen« © SpiegelTV, ZDF

»Eva Braun – Die Braut des Bösen«

Diverse Zeitgenossen haben sie so beschrieben: Das brave, kleine Fräulein Eva. Ein Mädchen in München für die Liebe. Von eher plumper Gestalt. Blond und dümmlich. Eher Hausfrau als First Lady. Aber auch: die Braut des Bösen, das Anhängsel des Führers. Welche Rolle spielte Eva Braun, die heimliche Geliebte von Adolf Hitler, wirklich? Der erfahrene Dokumentarfilmer Michael Kloft hat aus vielen Originalquellen – darunter Aufnahmen, die Eva Braun selbst gefilmt und fotografiert hat – die zweiteilige Dokumentation »Eva Braun – Die Braut des Bösen« montiert. Der durch zusätzliche, erhellende Interviews abgerundete Film macht deutlich: die Braun war kein junges Dummchen, sie genoss ihre exklusive Rolle, aber sie litt auch darunter und hatte schon vor ihrem Freitod an der Seite Hitlers versucht, sich das Leben zu nehmen. Außerdem hätte aus ihr eine richtig gute Fotografin werden können. Die beiden Filme sind bis 13. Februar 2019 in der ZDFinfo-Mediathek abrufbar.

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Szene aus »Mafia - Die Paten von New York« © AMC / Studio Hamburg Ent.

TV-Tipp 17./18.1.: Die lange Nacht der Paten von New York

Serienformate werden auch im dokumentarischen Fernsehen immer beliebter. Ein gutes Beispiel für ein solches Projekt ist die 2017 als deutsch-amerikanische Kooperation realisierte Doku-Serie »Mafia – Die Paten von New York«. ZDFinfo zeigt in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 2019 fünf der ingesamt acht Folgen. Sehenswert ist die Serie allemal – sie kombiniert Orginalaufnahmen und Interviews mit Spielszenen auf Kino-Niveau.

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Szene aus »Parchim International« © Neue Visionen

»Parchim International«

Ein Luftschloss soll den Aufschwung bringen: In ihrem Dokumentarfilm »Parchim International« forschen Stefan Eberlein und Manuel Fenn einem Flughafenprojekt hinterher, das Mecklenburg-Vorpommern zum Dreh- und Angelpunkt des internationalen Flugverkehrs machen soll. Im Zentrum steht ein chinesischer Investor, der, das zeigt der Film auch, in seiner Heimat zum Erfolg getrieben wird. Der Film war 2017 für den Deutschen Dokumentarfilmpreis nominiert und ist bis 19. Januar 2019 in der Mediathek des MDR zu sehen.

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Auswahl Nominierte Deutscher Filmpreis 2019 @ Montage HDF

Für die »Lolas« sind 13 Dokumentarfilme im Rennen. Noch.

Dreizehn sind in der Vorauswahl, drei werden nominiert werden, nur einer kann gewinnen. Anfang Mai 2019 wird wieder der Deutsche Filmpreis vergeben – die mit knapp drei Millionen Euros dotierten »Lolas«. Die diesjährige Jury für die Sparte Dokumentarfilm hat ihre Vornominierung fertig: 13 Dokumentarfilme wurden aufgerufen. Darunter befinden sich »sichere Kandidaten« und einige Überraschungen. Ein Top-Favorit allerdings ist nicht zu entdecken, aber immerhin zwei Sieger beim letztjährigen Deutschen Dokumentarfilmpreis sind nun auch bei den »Lolas« dabei. Und ein Film, den viele im Feld erwartet hätten, ist überraschenderweise nicht berücksichtigt worden.

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Szene aus »Kubrick, Nixon und der Mann im Mond« © Arte France

»Kubrick, Nixon und der Mann im Mond«

Wenn aus Blödsinn Wahrheit fabriziert wird: Mit »Kubrick, Nixon und der Mann im Mond« (im Original noch präziser »Opération lune«) hat es der Filmemacher William Karel im Jahre 2002 geschafft, lange vor dem heutigen Fake-Präsidenten im Weißen Haus eine grandios gefakte »Mockumentary« über die angeblich im Studio gedrehte Mondlandung von Apollo 11 zu fabrizieren. Der Dokumentarfilm – basierend auf falschen Interviews und dem Zusammenhang entrissenes Archivmaterial – ist schon x-mal bei Arte gelaufen. Und jedes Mal warnt der Sender, dass alles nur ein Spaß ist. Aber was für ein herrlicher! Bis 10. Februar 2019 in der Arte-Mediathek abrufbar.

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Szene aus »Wie "Holocaust" ins Fernsehen kam« © WDR

TV-Tipp 14./16.1.: Wie eine US-Serie den Deutschen beim Erinnern half

Selten so relevant war das deutsche Fernsehen im Jahre 1979. Versteckt in den Dritten Programmen – schuld daran war der Mediensturm vor der Ausstrahlung – sendeten die ARD-Sender an vier Tagen eine amerikanische TV-Serie namens »Holocaust«. Es war, 34 Jahre nachdem das Morden der Nazis durch die Alliierten beendet werden konnte, eine Art zweite Befreiung. Diesmal wurden die Deutschen von der Verdrängung erlöst, die sie bis dahin umgeben hatte. Nun gab es nichts mehr zu Leugnen am Judenmord. Alice Agneskirchners Dokumentarfilm »Wie “Holocaust” ins Fernsehen kam«, zeigt, dass die Ausstrahlung, heute als kollektives Ereignis des Aufwachens empfunden, beinahe an Verdrängungskräften gescheitert wäre.

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Szene aus »Kulenkampffs Schuhe« © rbb/SWR/HR · Kurt Bethke

»Kulenkampffs Schuhe«

Als das Vergessen zur großen Show wurde: Der viel zu frühe Tod ihres Vaters war der Ausgangspunkt für Filmemacherin Regina Schilling zu ihrem grandiosen Dokumentarfilm »Kullenkampfs Schuhe«. Auf vielfach verschlungenem Weg findet sie Zugang zu Helden und Vorbildern, erzählt von Kriegsschuld und vom großen Vergessen, vergleicht Quizshows und Burn-outs und bewahrt dabei einen stets subjektiven Blick. Der rbb zeigt den Film, der mit Sicherheit einer der wichtigsten Dokumentarfilme der letzten Jahre ist, noch bis zum 15. Januar 2019 in der Mediathek des Senders.

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