„Eisenbahner im Widerstand“: TV-Doku und Preview in Stuttgart
Die Dokumentation „Eisenbahner im Widerstand – Vergessene Gegner des Nazi-Regimes“ von Hermann G. Abmayr wird am 9. September 2022 um 13.30 Uhr als Preview im Atelier am Bollwerk in Stuttgart gezeigt.
Goggo Gensch vom Haus des Dokumentarfilms führt im Anschluss mit dem Regisseur Hermann G. Abmayr einen Filmtalk. Die SWR-Doku wird zwei Tage später, am 11.10.22 um 23.30 Uhr, im SWR-Fernsehen ausgestrahlt.
Eisenbahner im Widerstand: Vergessene Helden der NS-Zeit
Es waren hunderte Eisenbahner, die während der NS-Zeit Widerstand geleistet haben. Viele landeten in Konzentrationslagern oder wurden gar hingerichtet. Bis heute sind ihre Namen den meisten unbekannt; ihr Mut und die Opfer, die sie erbracht haben, bleiben unerwähnt.
„Wir kennen die Geschwister Scholl, wir kennen Stauffenberg, inzwischen kennen viele auch Georg Elser, manche vielleicht sogar die Rote Kapelle. Doch es gab wesentlich mehr Menschen, die gegen das NS-Regime Widerstand geleistet haben, zum Beispiel aus der Arbeiterschaft“, sagt Filmemacher Hermann G. Abmayr im Gespräch mit dem Haus des Dokumentarfilms. „Neben den widerständigen Metallarbeiten waren die Eisenbahner die Gruppe unter den Gewerkschaftern in der NS-Zeit, der es in den dreißiger Jahren gelang, sich gut zu vernetzen.“ Abmayr erzählt in seiner Doku von genau diesen Männern, die beispielsweise im Geheimen Aufrüstungsberichte ins Ausland schmuggelten, verbotene Zeitungen in Umlauf brachten oder Pläne vereitelten. „Es waren stille Helfer dabei, wie ein Bahnhofsvorsteher, der eine Jüdin versteckt hatte, und es waren aktive Widerstandskämpfer dabei. Noch aktiver und vor allem erfolgreicher als im damaligen deutschen Reich waren die Eisenbahner in den besetzten Gebieten.“ Die SWR-Produktion zeigt einen nahezu unbekannten Fall, bei dem Eisenbahner im April 1945 im heutigen Tschechien einen Zug mit KZ-Häftlingen mehrfach zum Stehen brachten und dadurch das Leben vieler Menschen retten konnten.
Von der Idee zur Dokumentation
Hermann G. Abmayr hat sich als Filmemacher und Autor schon häufiger historischen Themen gewidmet. „Ich habe mich vor vielen Jahren mit dem Widerstand eines linken Arbeiters beschäftigt, mit Willi Bleicher, der später Bezirksleiter der IG-Metall in Baden-Württemberg wurde. Über ihn habe ich eine Biografie geschrieben und einen Dokumentarfilm gemacht“, erzählt er. Er recherchierte außerdem für die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete ARD-Dokumentation „Gesucht wird Josef Mengele“ (1985). In „Jagd auf Verfassungsfeinde“ erzählt er die Geschichte des „Radikalenerlass“ von 1972 und seiner Opfer.
Das Kapitel der Eisenbahner im Widerstand als Doku zu anzugehen, ergab sich aus der Diskussion zwischen SWR-Redaktionsleiter Harald Kirchner und Autor Hermann G. Abmayr. Die filmische Umsetzung erwies sich anfänglich als schwierig, weil es kaum noch Zeitzeugen gibt. Selbst an historischen Fotos und Filmaufnahmen zu kommen war nicht einfach. Dennoch gelang es Abmayr, Fälle aus Stuttgart und Friedrichshafen zu dokumentieren. Einen Teil des historischen Filmmaterials fand er in der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg, die im Haus des Dokumentarfilms angesiedelt ist.
Sendetermine
Das Engagement hat sich gelohnt: Entstanden sind zwei 30-minütige Langfassungen für die SWR-Sendereihe „Eisenbahn-Romantik“ (Ausstrahlung am 18. und 25.11.22 um 13.35 Uhr im SWR Fernsehen) und eine 45-minütige Fassung für die Reihe „Unsere Geschichte“ (Ausstrahlung am 11.10.22 um 23:30 Uhr im SWR Fernsehen; online first in der ARD Mediathek). Für die SWR-Doku von Hermann G. Abmayr zeichnen Gabriele Trost und Harald Kirchner redaktionell verantwortlich.