Anlässlich der 46. Duisburger Filmwoche präsentiert der Sender 3sat in seinem TV-Programm vier Filme aus den vergangenen Wettbewerben und verleiht zum 27. Mal den 3sat-Dokumentarfilmpreis, der von den 3sat-Partnern ZDF, ORF, SRG und ARD gestiftet wird.
3sat Dokfilmherbst zeigt Wettbewerbsfilme der Duisburger Filmwoche
Am 19.09.2022 startete der Dokumentarfilmherbst auf 3sat. Als Teil des Programms strahlt der Sender in der Woche vom 7. bis 15.11.2022 vier Filme aus, die im Jahr 2021 bei der 45. Duisburger Filmwoche im Wettbewerb gezeigt wurden.
3sat beginnt mit der Langzeitbeobachtung „Zuhurs Töchter” von Laurentia Genske und Robin Humboldt. Weiter geht es mit dem Kurzfilm „Lydia” von Christian Becker und „Köy” von Serpil Turhan. Den Abschluss bildet das Videoporträt „Uncomfortably Comfortable” von Maria Petschnig. Die beiden Filme „Lydia“ und „Uncomfortably Comfortable“ erhielten im vergangenen Jahr bei der Duisburger Filmwoche den 3sat-Dokumentarfilmpreis, der mit 6.000 Euro dotiert ist.
Die Duisburger Filmwoche (7. bis 13. November 2022), das Festival des Dokumentarfilms aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, findet bereits zum 46. Mal statt. Es ist seit seiner Gründung im Jahr 1977 ein Forum für Diskussionen und Dokumentarfilm. Die Besonderheit des Festivals liegt darin, dass nach jedem Filmscreening zu einer etwa einstündigen Diskussion mit Filmschaffenden und Publikum in den Nebenraum geladen wird. Interessierte können die daraus entstandenen „Duisburger Protokolle“ bis ins Jahr 1978 zurückverfolgen. Jährlich werden im November im Kino filmforum am Dellplatz „herausragende“ Dokufilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt.
Montag, 7. November 2022, 22.25 Uhr, „Zuhurs Töchter” (Erstausstrahlung)
Lohan und Samar, zwei Teenager und Schwestern mit trans*-Identität begeben sich auf einen langen und beschwerlichen Weg, als Frauen zu leben. Ihre sexuelle Identität wird in ihrer Heimat nicht akzeptiert. Vor wenigen Jahren sind sie mit ihren Eltern und ihren Geschwistern vor dem Bürgerkrieg in Syrien nach Deutschland geflohen. In Deutschland angekommen nutzen sie allmählich die Chance, so zu leben wie sie möchten. „Zuhurs Töchter” begleitet die beiden jungen Frauen und lässt die Zuschauer:innen erleben, wie sie vor, während und nach den geschlechtsangleichenden Operationen leben. Gezeigt werden die Auswirkungen, die die Entscheidung der Geschwister auf ihre Familie hat. Der Dokumentarfilm begleitet die beiden Schwestern und ihre Familie fast vier Jahre lang auf dem Weg zu ihrer Identität.
Der Film „Zuhurs Töchter” wurde am 2.11.2021 als DOK Premiere und Baden-Württemberg-Premiere vom Haus des Dokumentarfilms präsentiert. Den Nachbericht gibt es auf dokumentarfilm.info.
Montag, 7. November 2022, 23.55 Uhr, „Lydia”
„Lydia“ erzählt über zwei Jahrzehnte aus dem Leben des Ehepaars Lydia und Wolfgang B. Der Film ist eine Kombination aus Super-8-Material und Tagebucheinträgen. Lydia ist Übersetzerin für französische Literatur, Wolfgang ist Professor für Romanistik. Regisseur Christian Becker hat eine wohl überlegte Auswahl aus dem Super-8-Archiv des Ehepaars getroffen und daraus eine tiefgreifende Betrachtung geschaffen. Die filmische Beobachtung bewegt sich zwischen Lebenskrise und Lebensfreude und zeugt dabei sowohl von Schönheit als auch von Schwierigkeiten einer symbiotischen Ehe.
Dienstag, 8. November 2022, 22.55 Uhr, „Köy”
Die Protagonistinnen Neno, Saniye und Hêvîn sind Kurdinnen aus verschiedenen Generationen. Neno ist die Großmutter der Regisseurin Serpil Turhan. Sie ist Mutter von elf Kindern und oszilliert zwischen der Türkei und Deutschland. Politische Geschehnisse in ihrer Heimat steht sie mit einer klaren Haltung gegenüber. Saniye besitzt ein kleines Café in Berlin und hofft darauf später einmal in ihrem Geburtsort in der Türkei leben zu können. Doch auch sie weiß, dass sie Risiken eingehen muss, wenn sie in ein von Unruhen und Krisen geprägtes Land zurückkehren möchte. Die jüngste Protagonistin, Hêvîn, möchte Schauspielerin werden und ist außerdem politisch aktiv. Doch ihr Studium lässt nicht mehr viel Raum, um gegen die Unterdrückung der kurdischen Minderheit zu kämpfen.
Dienstag, 15. November 2022, 23.10 Uhr, „Uncomfortably Comfortable”
Die Regisseurin Maria Petschnig lernt Marc Thompson im Frühling 2018 kennen. Marc berichtet ihr, dass er seit über einem Jahr in seinem Auto lebt. Diese Entscheidung traf er trotz eines fixen Jobs. Der 58-Jährige wuchs in New York City auf, war über 17 Jahre inhaftiert. Seine Obdachlosigkeit, die er aus freien Stücken wählte, hat sowohl psychologische als auch ökonomische Gründe. Die Filmemacherin und Künstlerin Maria Petschnig begleitete über den Zeitraum eines Jahres das Leben, den Alltag und den Existenzkampf Thompsons. Ihr gelang es, die Ängste, Gedanken über Welt und Gesellschaft ihres Protagonisten festzuhalten. „Uncomfortably Comfortable“ zeigt ein experimentelles Portrait, das Fragen zur Wohnungslosigkeit, den Auswirkungen einer Inhaftierung sowie Traumata stellt. Gleichzeitig werden Themen wie Freundschaft, Rassismus und das Leben am Rande der Gesellschaft angesprochen.