So war die DOK Premiere von KASH KASH
Die letzte DOK Premiere des Hauses des Dokumentarfilms in diesem Jahr fand am 12. Dezember 2023 im Atelier am Bollwerk in Stuttgart und tags drauf, am 13. Dezember, im Kino Caligari in Ludwigsburg statt. Beide Vorstellungen waren ausverkauft. Kein Wunder, denn Lea Najjars Kino-Debüt KASH KASH – OHNE FEDERN KÖNNEN WIR NICHT LEBEN geht ein blendender Ruf voraus.
Unter den Preisen, die der Abschlussfilm der Absolventin der Filmakademie Baden-Württemberg bereits erhalten hat, befindet sich neben dem First Steps Award 2022 auch der Deutsche Dokumentarfilmpreis 2023 . Die Vergabe des Deutschen Dokumentarfilmpreises fand im Juni 2023 in Stuttgart statt.
Taubenspiele sind mehr als nur Glücksspiele
Der in den muslimischen Vierteln von Beirut unter schwierigsten Bedingungen gedrehte Film KASH KASH nimmt ein für den Libanon typisches Glücksspiel in den Fokus: den Wettkampf der Taubenzüchter. Er wird über den Dächern der Stadt ausgetragen und spiegelt die Träume einer abgehängten Gesellschaft, die von ihren Politikern nichts mehr erwartet außer Korruption, Betrug, Miss- und Günstlingswirtschaft. Eben das, was das der Libanon seit Jahrzehnten kennt. Zustände, von denen man glaubt, dass sie nicht mehr zu steigern sind. Und doch werden sie von Monat zu Monat schlimmer. Zu allem kommt seit dem 7. Oktober 2023 der Hamas-Israel-Krieg. Auch Ziele im Libanon werden beschossen. Der Eintritt der libanesischen Hisbollah in den Krieg ist vermutlich nur eine Frage der Zeit.
Die Spieler werden stigmatisiert
Allein in Beirut gibt es rund 700.000 Taubenspieler. Nicht nur im Libanon, auch in Syrien und Jordanien wird das Glücksspiel ausgetragen. Doch die Taubenspieler werden schon lange nicht gut in der Gesellschaft wahrgenommen und gelten als Lügner. „Sie dürfen beispielsweise nicht vor Gericht aussagen“, erklärt Lea Najjar bei der DOK Premiere. Trotzdem sind für manche Spieler die Dächer Beiruts der schönste Ort der Stadt. Die Gründe, warum sie spielen, seien sehr vielfältig. Einige können dadurch ihren Alltag ein Stück weit vergessen, andere möchten sich profilieren und Herr ihres Taubenschwarmes sein. „Die Intention dahinter reflektiert gleichzeitig die Spieler selbst“, so Lea Najjar.
Viele Ereignisse hatten Auswirkungen auf die Dreharbeiten
Im Filmgespräch mit Goggo Gensch berichtet Lea Najjar von den Dreharbeiten: „Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die Revolution und die Explosionskatastrophe im August 2020 führten dazu, dass der Dreh unterbrochen werden musste.“ Mitsamt Recherche und Schnitt dauerte die Arbeit am Dokumentarfilm rund drei Jahre an.
Lea Najjars KASH KASH ist kein politischer Film. Und doch spiegelt er wie unter dem Brennglas die Enttäuschungen und Entbehrungen, die im Nahen Osten noch lange für nicht beherrschbare Schwelbrände sorgen.
Die DOK Premiere des Hauses des Dokumentarfilms ist auch im neuen Jahr für Sie da: Im Januar zeigen wir JOHNNY & ME von Katrin Rothe am 23.1.2024 um 20.30 Uhr im Atelier am Bollwerk Stuttgart sowie am 24.1.2024 um 19.30 Uhr im Caligari Kino Ludwigsburg.
GEHEN SIE INS KINO – ES LOHNT SICH
Die DOK Premiere ist eine vom Haus des Dokumentarfilms kuratierte Filmreihe. Sie präsentiert einmal im Monat in Stuttgart und Ludwigsburg aktuelle Kinostarts von Dokumentarfilmen. Die jeweiligen Regisseur:innen sind für Werkstattgespräche mit dem Publikum vor Ort. Kuratoren sind Goggo Gensch (Stuttgart) und Kay Hoffmann (Ludwigsburg).
KASH KASH. OHNE FEDERN KÖNNEN WIR NICHT LEBEN. Dokumentarfilm von Lea Najjar. Produktion: FFL Film- und Fernseh-Labor Ludwigsburg, Produzenten: Matthias Drescher, Max Brunner; in Koproduktion mit der Filmakademie Baden-Württemberg, Produzent: Julian Haisch; in Zusammenarbeit mit dem SWR (Junger Dokumentarfilm), Redaktion: Marcus Vetter; gefördert von der MFG Filmförderung, Doha Film Institute; Verleih: Camino Filmverleih.