Im Dezember laufen fünf Dokumentarfilme im Kino an: POL POT DANCING, NAN GOLDIN – I REMEMBER YOUR FACE, SHIKUN, 13 STEPS – DIE UNGLAUBLICHE KARRIERE VON EDWIN MOSES und DIE KATZEN VOM GOKOGU-SCHREIN.
Regie: Enrique Sánchez Lansch
Kinostart: 5.12.24
Am Königshof in Kambodscha kümmert sich Startänzerin Chea Samy liebevoll um den kleinen Bruder ihres Mannes. Der Name des Jungen: Saloth Sâr – heute, und wie Chea Samy später als Zwangsarbeiterin unter dem Regime der Roten Khmer erfährt, bekannt als Diktator Pol Pot (1975–1979). Sie überlebte den Genozid und bewahrte mithilfe ihrer Schülerinnen den klassischen Tanz der Khmer vor dem Vergessen. Regisseur Enrique Sánchez Lansch kombiniert Choreografien dieser traditionellen Kunst mit seltenem Archivmaterial und Interviews mit Zeitzeug:innen und gewährt uns damit einen neuen Zugang zur Geschichte Kambodschas.
Credits: „Pol Pot Dancing“. Dokumentarfilm von Enrique Sánchez Lansch. Drehbuch: Enrique Sánchez Lansch. Kamera: Marcus Winterbauer. Schnitt: Julia Oehring. Eine Produktion von Fruitmarket Kultur und Medien in Koproduktion mit Up North Films und Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) und in Zusammenarbeit mit Arte Deutschland. Im Verleih bei JIP Film und Verleih.
Regie: Michael Wech
Kinostart: 5.12.24
Dreizehn Schritte zwischen den Hürden. Dreizehn legendäre Schritte eines 400m-Hürdenläufers. Es sind die dreizehn Schritte des Edwin Moses – eines Ausnahmeathleten der Leichtathletik. Eines Selfmade-Läufers. Dreizehn Schritte – eine Tüftelei aus Mathematik und Physik. 9 Jahre, 9 Monate, 9 Tage bleibt Moses mit dieser Technik ungeschlagen, läuft Weltrekorde – step by step – und Olympiasiege. Doch Moses ist nicht nur ein obsessiver Athlet. Er fordert strenge Dopingkontrollen, faire Bezahlung der Athleten, Gleichberechtigung. Ein afroamerikanischer Superman. Nach seinem Olympiasieg 1968 in Mexico hob er bei der Siegerehrung die Hand zur Black-Power-Geste. Michael Wech interviewt Moses, spricht mit seinen Bewunderern, unter ihnen der Regisseur Spike Lee und der Schauspieler Samuel L. Jackson. Der Film – klar konturiert, empathisch mit seinem Helden.
Credits: „13 Steps – Die unglaubliche Karriere des Edwin Moses“. Dokumentarfilm von Michael Wech. Drehbuch: Markus Brauckmann. Kamera: Martin Christ und Johannes Imdahl. Schnitt: André Hammesfahr. Eine Produktion von BROADVIEW Pictures. Im Verleih bei Majestic Filmverleih.
Regie: Kazuhiro Soda
Kinostart: 5.12.24
Eine religiöse Stätte – der Shinto-Schrein Gogoku in Ushimadu, einer Hafenstadt an der Seto-Inland-See. Das Meer und die Küstenhügel. Ein friedvoller Ort, doch nicht immer friedlich. Um den Schrein herum tummeln sich Katzen, gehegt, gepflegt, gefüttert, geliebt. Von den einen. Verhätschelte Tierchen, die da, wo sie nicht sollen, ihren „poop“ hinterlassen. Was nicht jedem und jeder gefällt. So geht ein Riss durch die Gemeinschaft. Die Gemeinschaft der Menschen und damit auch durch die Gemeinschaft der Katzen. Leben und streunen, streunen und sterben. Kazuhiro Soda inszeniert minimalistisch. Eine filmische Miniatur, die von der Kraft des Beobachtens lebt.
Credits: „Die Katzen vom Gokogu-Schrein“. Dokumentarfilm von Kazuhiro Soda. Kamera: Kazuhiro Soda. Schnitt: Kazuhiro Soda. Eine Produktion von Kazuhiro Soda und Kiyoko Kashiwagi. Im Verleih bei Fugu Filmverleih Ogrady & Suhren.
NAN GOLDIN – I REMEMBER YOUR FACE
Regie: Sabine Lidl
Kinostart: 9.12.24
Die amerikanische Fotografin spricht über ihr Leben und ihre Karriere. Intimität, die sich öffnet. Von der Außenseiterin zur ‚Ikone‘ der Fotografie. Ikone gleich Kult- oder Galionsfigur? Legende, gar Mythos? Radikal von Beginn an – hedonistisch ihre Porträtserie „The Ballad of Sexual Dependency“, Aufnahmen von Freundinnen und Freunden uns dem New Yorker Untergrund. Sabine Lidl begleitet Goldin auf einer Reise von Paris nach Berlin. Ist es eine Suche nach sich selbst? Anekdotisches und Grüblerisches, Religion und die Mysterien des Hieronymus Bosch. Die Details des Todes. Vor dem Spiegel schwärzt Goldin ihre Augenbrauen. Ein schlanker Strich. Wie eine Grenze. Remember your face. Remember my face. Die Grenze markiert heute eine Konfliktlinie, denn Goldin hat sich im Nahostkonflikt so positioniert, dass ihre Haltung mindestens umstritten ist. Kritisiert als Mitunterzeichnerin eines Offenen Briefs Israels militärisches Eingreifen in Gaza, ohne dass der terroristische Hamas-Überfall erwähnt wurde. Sie sagt, sie mache heute keine Bilder von Menschen mehr.
Credits: „Nan Goldin – I Remember Your Face“. Dokumentarfilm von Sabine Lidl. Drehbuch: Irene Höfer. Kamera: Sabine Lidl. Schnitt: Barbara Gies. Eine Produktion von Medea Film Factory. Im Verleih bei missingFILMs.
Einen Beitrag zu den neuen Dokus, die im November im Kino angelaufen sind, finden Sie hier: